Geburt oder Entbindung?
Den Begriff „Entbindung“ habe ich schon in der Zeit meiner Hebammenausbildung vor mehr als 20 Jahren aus meinem Wortschatz verbannt. Wie kann die Geburt eines Kindes, ein kraft- und hingebungsvoller, höchst aktiver, körperlicher und emotionaler Akt von Mutter und Kind, eine echte Leistung in Teamwork als Entbindung bezeichnet werden? Als würde es darum gehen, dass Kind nach Verlassen des Geburtskanals von der Mutter zu „trennen“.
Der Begriff „Entbindung“ beschreibt dabei die aktive Maßnahme des Geburtshelfers, als hätte er oder sie die eigentliche Arbeit zu leisten. Welch ein Hohn! Welche Herabwürdigung der Leistung der gebärenden Frau und des zu gebärenden Kindes.
Lasst uns Frau und Kind wieder in den Fokus rücken. Sie leisten HeldInnenarbeit. Lasst uns von Geburt und vom Gebären sprechen. Das, was wir tun, beginnt mit unseren Gedanken und Begrifflichkeiten. Unsere Worte und unsere Denkweise beeinflussen unser Tun. Es ist nicht egal, wie wir Dinge benennen. Ich wünsche mir hier ein Umdenken, um den Gebärenden und ihren Kindern wieder den nötigen Respekt zu erweisen.