Das Schöne
Schönheit ist der Sinn der Welt.
Schönheit genießen, heißt die Welt verstehen.
Otto Julius Bierbaum
Ich liebe das Schöne. Das Schöne kann eine bestimmte Musik sein, das bunte Laub im Wald, das herzhafte Lachen meines Kindes, ein Bild, ein Flohmarktfund, die Stille. Mir fallen unzählige Dinge ein, die dazu geeignet sind, einen völlig einzunehmen, zu erfüllen und zu berühren.
In der Beurteilung und Wahrnehmung des Schönen brauchen wir keine Argumente, wir sind frei und können impulsiv etwas als „schön“ bezeichnen.
Wir müssen nicht darüber nachdenken, was der Künstler mit seiner Arbeit ausdrücken wollte, sondern viel mehr geht es darum, was die Betrachtung der Arbeit in uns auslöst. Die Reaktion kommt tief aus dem Bauch. Wir schaffen es, auf uns zu hören.
In Erwartung eines Kindes empfehle ich von Herzen sich auf die Suche nach schönen Dingen zu machen, um ganz „Gefühl“ zu sein und nicht mehr „Kopf“.
Dies ist eine wunderbare Vorbereitung auf die Geburt, auch wenn es im ersten Moment befremdlich klingt.
Es ist eine Schulung sich vom Gefühl leiten zu lassen, nicht vom Verstand, den Körper machen zu lassen und nicht den Kopf.
Lass dich von der Schönheit berühren und inspirieren! Dafür braucht es nur zwei offene Augen und eine wache Wahrnehmung des „Hier und Jetzt“.
Vergleiche mit Anderen
Die Schwangerschaft als völlig neuer Körperzustand lädt viele Frauen dazu ein sich zu vergleichen. Diese Vergleiche wirken allerdings nicht selten geradezu toxisch auf das eigene Selbstvertrauen. Durch den Vergleich mit Anderen kann man bei all dem Selbstoptimierungswahn im Zeitalter der sozialen Netzwerke nur Verliererin sein. Man läuft Gefahr den Bezug zur Realität und zu sich selber zu verlieren. Der eigene Wert misst sich dann schnell nur noch im Verhältnis zu anderen.
Sicherlich sind wir schon alle einmal in die Falle getappt uns mit anderen zu vergleichen. Dabei sollte man sich allerdings immer die Frage erlauben: Was will ICH?, wer bin ICH eigentlich? Ansonsten werden schnell die Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen der Anderen zu den vermeintlich eigenen.
Die Treue zu sich selber, die Treue zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen sollten dabei nicht hinten angestellt werden.
Selbstvertrauen
Wie entsteht Selbstvertrauen? Darauf gibt es sicherlich keine allgemeingültige Antwort. Sicher ist aber: wir brauchen zum einen Menschen, die UNS vertrauen. Zum anderen brauchen wir den Glauben und das Vertrauen in unsere Umwelt, in das ungeborene Kind, in unser erlerntes Können und sogar in das Leben per se.
Christian Robin, ein französischer Schriftsteller sagt:
„Vertrauen ist die kindliche Fähigkeit, auf das Unbekannte zuzugehen, als erkennen wir es wieder.“
Was für ein wunderbar passender Satz für eine Frau, die ein Kind erwartet. Jede Geburt ist höchstindividuell. Die Kunst sich auf die Geburt als Abenteuer, als große „Unbekannte“ einzulassen, gilt es zu erlernen. Das verlangt Vertrauen. In sich selbst, in die anderen, in das Leben.
Durch unsere permanente Erreichbarkeit und Vernetzung mit der Welt, laufen wir allerdings Gefahr, uns von unserer Intuition und dem kindlichen Geist immer mehr zu entfernen.
Wie schaffen wir es im „Hier und Jetzt“ zu sein? Loszulassen?
Ein erster Schritt kann das bewußte Ausschalten des Handys sein, freigewordene Zeit für etwas Schönes, Körper und Geist erhellendes zu nutzen.
Das kann ein Spaziergang sein, der Besuch eines Konzertes, das Lesen eines Buches: ein genussvolles Nutzen der Zeit bei voller Aufmerksamkeit. Ein Genießen mit allen Sinnen.
Selbstvertrauen bedeutet auch Mut, Mut trotz möglicher Zweifel aufzubrechen, ohne hundertprozentige Sicherheit.
Eine liebevolle Person an der Seite zu haben, die volles Vertrauen in Deine körperlichen und emotionalen Fähigkeiten hat, ist von immenser Bedeutung. Ebenso wichtig ist, Vertrauen in das ungeborenes Kind zu haben , einen Teamgeist zu entwickeln, zu wissen, man schafft es gemeinsam.
Selbstvertrauen wird nicht gefunden, wenn man nur lange genug danach sucht. Geduld, Neugier, Ausdauer und Freude werden zu den wichtigsten Begleitern – auch und besonders für den Geburtsprozess.
Neugierig – nicht gehemmt.
Lebendig – nicht gelähmt.
Freudig – nicht ängstlich.
So mögest Du in die Geburt Deines Kindes gehen.
Es gilt selbstgesetze Grenzen zu überwinden und seine Komfortzone zu verlassen, mit Mut, Kraft, Konzentration und Vertrauen.
Und wie es im Zen-Buddhismus heißt: Das Lassen lassen. Loslassen.
Das Unvorhersehbare annehmen. Aber nicht resigniert und schwach, sondern anpackend und stark, denn niemand anderes kann den Weg für Dich gehen.
Rituale
Mit Ritualen schaffen wir einen Raum der Ruhe und Einkehr in einem hektischen Alltag.
Wir verabreden uns mit uns selber.
Wie wichtig Rituale sind, sehen wir besonders im Kontakt mit Kindern.
Rituale schaffen einen verlässlichen, sicheren Rahmen. Sie geben Geborgenheit und Sicherheit. Sei es das immer gleiche Schlaflied, die Bauchmassage am Abend, das Auspusten der Kerze am Geburtstag. Durch diese Rhythmisierung unserer Aktivitäten, schaffen wir mehr Achtsamkeit sowohl für uns, als auch für unsere Kinder.
Für uns Erwachsenen kann die bewußt genossene Tasse Tee, die Meditation am Morgen oder der Waldspaziergang am Nachmittag ein kurzer Ausbruch aus dem Alltag sein.
Die kleinen Dinge zu zelebrieren, schafft eine positive Haltung, die uns durch den Tag trägt.
In den Momenten der Ruhe kann unser Geist ganz klar werden und neue Ideen können entstehen.
In der Schwangerschaft helfen Rituale und Momente der Stille, einen direkten „Draht“ zum Baby herzustellen, auf die Zeichen des Körpers zu hören und somit das Vertrauen zu stärken und Kraft zu sammeln.